Samstag, 5. Oktober 2013

Shutdown, IKEA, Brotnot und und und


Erste Arbeitswoche geschafft! Und ich war nicht auf Arbeit! … Wer die Nachrichten verfolgt hat, hat’s sicher mitgekriegt, die US-Regierung hat einfach mal aufgehört zu arbeiten. Government Shutdown. Das passiert hier wohl alle 6 Monate. Bzw. alle paar Monate stehen sie kurz davor und manchmal machen sie dann wirklich alles zu. Wie letztes Mal 1995. Und natürlich jetzt, pünktlich zu meinem Arbeitsstart. Macht alles einen sehr kompetenten, vertrauenswürdigen Eindruck, doch doch. Ich war jedenfalls am Dienstag von 9 – 13 Uhr auf Arbeit und dann wurden wir alle nach Hause geschickt. Furlough (Zwangsurlaub). Unbezahlt. Aaaaber ..da ja wie üblich ein Glücksstern über den Werthmännern und –frauen zu schweben pflegt, kam Chefin Kim irgendwann von einem Gespräch mit den Verwaltungsleuten zurück und meinte, ich bräuchte kein furlough-Formular zu unterschreiben, ich sei schon bezahlt worden. Und ich werde auch weiter bezahlt, solange ich irgendwie zu Hause arbeiten kann während des Shutdowns. Und das liegt wohl nur daran, dass ich als Non-Resident einmal Anfang des Monats bezahlt werde und nicht wie die Amis alle zwei Wochen. Die anderen Fellows und Interns sind jetzt offensichtlich alle unbezahlt im Zwangsurlaub. So was, so was. Ich hab jetzt also ein kleines Recherche-Projekt, das ich von zu Hause aus durchführen kann. Das macht Spaß und ich bin nicht untätig, UND ich kann ausschlafen ;).
Das aller albernste an dem Shutdown ist allerdings, dass wirklich ALLES, was staatlich betrieben wird, zu ist. Sogar die öffentlichen Parks. Da haben die ohne Quatsch so Barrikaden vor die Eingänge gestellt.
Völlig plemmplemm. Aber das kümmert hier keinen. Ich bin ja immer noch auf der Suche nach nem vernünftigen Weg zum Joggen. War neulich mal im Zoo und im Rock Creek Park, aber eigentlich ist mir das zu gruselig. Das ist kein „Park“, das ist ein riesiger wilder Wald. Da möchte ich im Winter, wenn’s früh dunkel wird, nicht mehr alleine rumlaufen, nee nee. Also halte ich mich an den Meridian Hill Park ein paar Blocks südlich von meiner Wohnung. Da war ich gestern auch laufen. Wie auch einige andere Leute - obwohl der Park „geschlossen“ war. Läuft man eben einfach um die Barrikaden herum. Was die Leute hier mit am meisten zu stören scheint, ist allerdings, dass die Internetkamera vom Panda-Gehege im Zoo ausgemacht wurde. Der Regierungsstillstand macht auch vor den süßen kleinen Pandas nicht Halt.
Es ist übrigens immer noch irre warm hier. Seit Mittwoch waren jeden Tag 30 Grad. Und gefühlte 100% Luftfeuchtigkeit... Ich weiß nich, ob das hier schon als Herbst gilt. Wenn ja, dann will ich eigentlich gar nicht wissen, wie der Sommer hier ist. :D

Derweil bring ich meinem Doorman Ralph Deutsch bei. Jedes Mal, wenn er Dienst hat und ich komm unten vorbei, sagt er irgendwas wie „Wie geht’s?“ oder „Tchutch“ (Tschüs). Neulich hat er mich mit „Ich bin Ralph“ begrüßt. Genaugenommen hat er so was wie „Eck ban Ralph“ gesagt. An der Aussprache müssen wir noch etwas arbeiten.
Tja, und was macht man sonst, wenn man nicht zur Arbeit muß? Richtig, man sieht fern. Ich hab zuerst gedacht, ich hätt nen schlechten Fernseher gekauft, aber nein, das liegt am Programm. Manche Serien und Werbungen sind unfassbar unscharf. Seltsam.. Es gibt ne ganze Menge Talkshows, die ganz witzig sind, weil da eben Promis zu Besuch sind und nich Kevin-Justin und Cheyenne Chantal aus Hellersdorf. Außerdem gibt es unser geliebtes Familien-Duell, heißt hier Family Feud, und es gibt auch „Geh auf’s Ganze“ (die Sendung mit dem Zonk – hier: Let’s make a deal). Die wird hier moderiert von dem Schauspieler, der bei How I Met Your Mother den schwarzen, schwulen Bruder von Barney spielt. Verrückt, oder?
Offensichtlich sind auch grade Wahlen in Virginia, weil hier ständig Wahlwerbespots von nem McAuliff und einem Cucinelli laufen. Letzterer hat das wichtige politische Ziel, die Pille und jede Art von Abtreibung illegal zu machen. Total sein Verantwortungsbereich. Der wird sicher viele Stimmen kriegen von den ganzen radikalen Christen-Maniacs hier. Willkommen in Amerika! ..und wo wir grade beim religiösen Fanatismus der Amis sind: das war neulich in meinem Briefkasten:
Ich tret jetz also den Adventisten bei. Wissta bescheid, ne?

Was noch? Ich hab seit Donnerstag ein Scheckbuch. Hahahaha! So einen kleinen Umschlag mit Schecks drin. Ich lach mich tot. Jetzt bin ich so richtig amerikanisch. Denn auch wenn Amerika – wie üblich auf der absoluten Überholspur – mittlerweile die Banküberweisung für sich entdeckt hat, sind noch lange nicht alle dafür ausgerüstet. Meine Miete zum Beispiel muß ich mit nem Scheck bezahlen. Ich weiß nicht wieso, aber ich find das wahnsinnig witzig. Ich werde euch allen als Weihnachtsgeschenk einen Scheck ausstellen!

Und noch ein Erfolg der letzten Woche, ich habe BROT gefunden. Ich habe müüüühseligst alle Hinweise auf echtes Brot in Washington D.C. ergooglet und habe der Firehook Bakery eine Chance gegeben. Und ich wurde nicht enttäuscht. Habe am Montag ein Swiss Farmer Bread und ein richtig ordentliches Baguette erstanden.
Und am Donnerstag war ich noch mal da und es gab German Landbrot. Für unter 5 Dollar. Das ist ziemlich unschlagbar. Ich hoffe, die backen weiterhin diese Brote, auch wenn ich vermutlich der einzige Kunde bin, der die will :D.

Das Highlight der Woche war aber heute, am Samstag. Denn grade ist meine Ikea-Bestellung angekommeeeeen! Gleich hab ich ein Bett! Ohne Matratze.. die hab ich in der falschen Größe bestellt. Habe eine in Twin bestellt und brauche aber eine in Full. Hä? Ja, genau.. Naja, ich fahr demnächst mal mit Caroline zu Ikea und hol da die richtige. Aber ein guter Anfang ist schon mal gemacht mit Bettgestell, Kommode, Regal, kleinen Tischchen, usw. Es wird, es wird. Nachher kommt noch Adele vorbei und hilft mir aufbauen. Adele ist aus England und macht an der Gallery ein Conservtion Internship - wird also nur ein knappes Jahr hier sein. Immerhin.. fürs erste habe ich europäische Unterstützung. So. Ich bau jetzt schon mal Tische zusammen.
Bilder in Bälde..!

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