Sonntag, 27. Oktober 2013

Call 1-800-LAWYERS


Lasst mich diesen Beitrag mit einem Bild beginnen...

I knooow, right? EKELHAFT. Aber keiner, dem ich davon berichtet habe, war von diesem erschütternden Erlebnis beeindruckt. Die Amis haben immer nur noch ekligere Geschichten auf Lager, die mit Kakerlaken zu tun haben. Nur Adele war adäquat angewidert, weil es im UK wohl etwa genauso viele Roaches in den Wohnungen gibt wie in Deutschland. NULL. Die Kakerlake war also Dienstag Abend in meinem Klo. Ertrunken. Tot. Oder hat sich nur totgestellt. Hab sie runtergespült. Und Donnerstag kam die All American Pest Control und hat meine Wohnung mit Pestiziden vollgesprüht. Jetzt hoffen wir mal, dass das meine erste und letzte Begegnung mit diesen wiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiderlichen Biestern war. Im meinte, wenn die Kakerlaken so groß sind, kommen die meistens von draußen. Sehr beruhigend...

Aber der Reihe nach.
Hier kommen erst mal ein paar Eindrücke von Möbelaufbau mit Adele.







Ich habe jetzt also ein Bett! Und ein paar Tage später kam auch endlich meine Matratze. Mehr braucht man nicht zum Leben. Als wir die Möbel aufgebaut haben, war es noch extreeem warm in meiner Wohnung. Das ist jetzt auch schon wieder eine Weile her. Mittlerweile ist hier auch ziemlich frisch draußen. Aber die Sonne scheint fast immer. 

Irgendeinen Sonntag noch während des Shutdowns bin ich mal früh aufgestanden und auf den Fresh Farmer’s Market am Dupont Circle gegangen. War nicht so groß und spektakulär, wie ich mir das vorgestellt hatte, nachdem mir jeder Einheimische hier versichert hat, dass das DAS Ereignis schlechthin sein soll. War ein schöner kleiner Markt eben. Aber die Amerikaner haben es ja hier auch nicht leicht mit ihrem ganzen künstlichen, zuckerersatzstoffgefüllten, verarbeiteten, gespritzen und sonst was Lebensmitteln… Da kann man schon mal ausflippen, wenn man nen Stand mit frischem Obst sieht. Jedenfalls hab ich da jetzt für unmögliches Geld ein paar Äpfel gekauft und dann noch 2 Brote. Vielleicht kann man sich das einmal im Monat gönnen.

Der Shutdown ist ja aber nun vorbei, wie wir alle mitgekriegt haben. Diese Woche war also quasi meine erste richtige Arbeitswoche. Letzte Woche war ein Workshop, an dem ich teilnehmen durfte, das war eine schöne Abwechslung zum Nichtstun und ein guter Einstieg in mein Arbeitsleben. Und ich habe auch gleich mal von einer Teilnehmerin eine Einladung zum Thanks Giving Essen bekommen, falls ich nicht anderweitig verpflichtet bin. :) 
Die letzten Tage an der Gallery waren hauptsächlich mit administrativem Krams gefüllt. Ich hab meine ID bekommen und meine Schlüssel; meine Augen wurden für den Türoffner gescannt und so was. Hab jetzt also fast überall Zugang, da fühlt man sich gleich wie ein Insider. Und das Allertollste war natürlich er hier:
 
 
Mein Scheck! Tadaa! Endlich Geld für Oktober. Ja, ich hatte um direct deposit (Überweisung) gebeten, aber das ist ja alles so kompliziiiiiiiiiiert, das einzurichten. Da hab ich natürlich vollstes Verständnis für……. Vielleicht schaffen sie es ja irgendwann in den nächsten 3 Jahren, dass ich das Geld gleich aufm Konto hab und nicht mit nem Scheck rumrennen muss.

Mittwoch hatte ich endlich mein Courier Training, und jetzt bin ich also bereit, um auf Kurierfahrten zu gehen. Ich „muss“ aber erst ein paar domestic trips machen – also innerhalb der USA -, bevor ich Überseefahrten kriege. Bedeutet, ich muss vermutlich erst mal nach L.A., bevor ich endlich nach Frankfurt fliegen kann, muahahaa. Mal gucken, ich glaube, ich kriege was nach New York im Januar. Vielleicht gibt’s auch schon früher was. Ich stelle mich auf jeden Fall zur Verfügung.

Am Donnerstag war Gallery Picnic. Das machen die einmal im Jahr. Da gibt’s dann gaaanz viel zu Essen und es werden Stühle und Tische vor dem Westgebäude der Gallery aufgestellt und dann kommen da alle Mitarbeiter hin und essen Mittag zusammen. Das war lustich. Gab Burger und Hotdogs und Eis und Cookies.. Nur Gesundes eben. War leider etwas frrrrisch, daher hat’s keiner so besonders lange draußen ausgehalten.

Aber eine schöne Tradition. Gefällt mir besser als unsere komischen Mitarbeiterwandertage, die wir in Deutschland haben :D.. Aber wer weiß, vielleicht gibt es die hier auch.

Und HEUTE am Sonntag haben wir schöööön Halloween vorbereitet: Ich war mit Adele und Jun (der ist auch ein Praktikant an der Gallery) auf einem Pumpkin Patch, da haben wir uns Kürbisse gekauft und lauter Quark gemacht.. wie Rutschen und eine Trekkerfahrt im Heu und sowas. Und dann haben wir die Kürbisse bei Jun schön zurechtgeschnitzt und dabei Cider getrunken. Hier sind ein paar Eindrücke (Tinkabell von Adele, Godzilla von Jun und Totoro von mir):




Ach so, und was es mit meiner Überschrift auf sich hat.. Jede zweiter Werbung hier ist für ein Anwaltsbüro. Man klagt ja gerne und viel in Amerika. Und da machen ganz bekannte Leute Werbung für, z.B. William Shatner oder auch Mr. McDowell - jaaa, der Vater von Lisa McDowell aus "Der Prinz aus Zamunda"! Ich hab auch schon König Jaffe Joffa irgendwo gesehen, ich glaub, in einer Mobilfunkanbieterwerbung. Ich muss mal wieder Der Prinz aus Zamunda gucken...

Samstag, 5. Oktober 2013

Shutdown, IKEA, Brotnot und und und


Erste Arbeitswoche geschafft! Und ich war nicht auf Arbeit! … Wer die Nachrichten verfolgt hat, hat’s sicher mitgekriegt, die US-Regierung hat einfach mal aufgehört zu arbeiten. Government Shutdown. Das passiert hier wohl alle 6 Monate. Bzw. alle paar Monate stehen sie kurz davor und manchmal machen sie dann wirklich alles zu. Wie letztes Mal 1995. Und natürlich jetzt, pünktlich zu meinem Arbeitsstart. Macht alles einen sehr kompetenten, vertrauenswürdigen Eindruck, doch doch. Ich war jedenfalls am Dienstag von 9 – 13 Uhr auf Arbeit und dann wurden wir alle nach Hause geschickt. Furlough (Zwangsurlaub). Unbezahlt. Aaaaber ..da ja wie üblich ein Glücksstern über den Werthmännern und –frauen zu schweben pflegt, kam Chefin Kim irgendwann von einem Gespräch mit den Verwaltungsleuten zurück und meinte, ich bräuchte kein furlough-Formular zu unterschreiben, ich sei schon bezahlt worden. Und ich werde auch weiter bezahlt, solange ich irgendwie zu Hause arbeiten kann während des Shutdowns. Und das liegt wohl nur daran, dass ich als Non-Resident einmal Anfang des Monats bezahlt werde und nicht wie die Amis alle zwei Wochen. Die anderen Fellows und Interns sind jetzt offensichtlich alle unbezahlt im Zwangsurlaub. So was, so was. Ich hab jetzt also ein kleines Recherche-Projekt, das ich von zu Hause aus durchführen kann. Das macht Spaß und ich bin nicht untätig, UND ich kann ausschlafen ;).
Das aller albernste an dem Shutdown ist allerdings, dass wirklich ALLES, was staatlich betrieben wird, zu ist. Sogar die öffentlichen Parks. Da haben die ohne Quatsch so Barrikaden vor die Eingänge gestellt.
Völlig plemmplemm. Aber das kümmert hier keinen. Ich bin ja immer noch auf der Suche nach nem vernünftigen Weg zum Joggen. War neulich mal im Zoo und im Rock Creek Park, aber eigentlich ist mir das zu gruselig. Das ist kein „Park“, das ist ein riesiger wilder Wald. Da möchte ich im Winter, wenn’s früh dunkel wird, nicht mehr alleine rumlaufen, nee nee. Also halte ich mich an den Meridian Hill Park ein paar Blocks südlich von meiner Wohnung. Da war ich gestern auch laufen. Wie auch einige andere Leute - obwohl der Park „geschlossen“ war. Läuft man eben einfach um die Barrikaden herum. Was die Leute hier mit am meisten zu stören scheint, ist allerdings, dass die Internetkamera vom Panda-Gehege im Zoo ausgemacht wurde. Der Regierungsstillstand macht auch vor den süßen kleinen Pandas nicht Halt.
Es ist übrigens immer noch irre warm hier. Seit Mittwoch waren jeden Tag 30 Grad. Und gefühlte 100% Luftfeuchtigkeit... Ich weiß nich, ob das hier schon als Herbst gilt. Wenn ja, dann will ich eigentlich gar nicht wissen, wie der Sommer hier ist. :D

Derweil bring ich meinem Doorman Ralph Deutsch bei. Jedes Mal, wenn er Dienst hat und ich komm unten vorbei, sagt er irgendwas wie „Wie geht’s?“ oder „Tchutch“ (Tschüs). Neulich hat er mich mit „Ich bin Ralph“ begrüßt. Genaugenommen hat er so was wie „Eck ban Ralph“ gesagt. An der Aussprache müssen wir noch etwas arbeiten.
Tja, und was macht man sonst, wenn man nicht zur Arbeit muß? Richtig, man sieht fern. Ich hab zuerst gedacht, ich hätt nen schlechten Fernseher gekauft, aber nein, das liegt am Programm. Manche Serien und Werbungen sind unfassbar unscharf. Seltsam.. Es gibt ne ganze Menge Talkshows, die ganz witzig sind, weil da eben Promis zu Besuch sind und nich Kevin-Justin und Cheyenne Chantal aus Hellersdorf. Außerdem gibt es unser geliebtes Familien-Duell, heißt hier Family Feud, und es gibt auch „Geh auf’s Ganze“ (die Sendung mit dem Zonk – hier: Let’s make a deal). Die wird hier moderiert von dem Schauspieler, der bei How I Met Your Mother den schwarzen, schwulen Bruder von Barney spielt. Verrückt, oder?
Offensichtlich sind auch grade Wahlen in Virginia, weil hier ständig Wahlwerbespots von nem McAuliff und einem Cucinelli laufen. Letzterer hat das wichtige politische Ziel, die Pille und jede Art von Abtreibung illegal zu machen. Total sein Verantwortungsbereich. Der wird sicher viele Stimmen kriegen von den ganzen radikalen Christen-Maniacs hier. Willkommen in Amerika! ..und wo wir grade beim religiösen Fanatismus der Amis sind: das war neulich in meinem Briefkasten:
Ich tret jetz also den Adventisten bei. Wissta bescheid, ne?

Was noch? Ich hab seit Donnerstag ein Scheckbuch. Hahahaha! So einen kleinen Umschlag mit Schecks drin. Ich lach mich tot. Jetzt bin ich so richtig amerikanisch. Denn auch wenn Amerika – wie üblich auf der absoluten Überholspur – mittlerweile die Banküberweisung für sich entdeckt hat, sind noch lange nicht alle dafür ausgerüstet. Meine Miete zum Beispiel muß ich mit nem Scheck bezahlen. Ich weiß nicht wieso, aber ich find das wahnsinnig witzig. Ich werde euch allen als Weihnachtsgeschenk einen Scheck ausstellen!

Und noch ein Erfolg der letzten Woche, ich habe BROT gefunden. Ich habe müüüühseligst alle Hinweise auf echtes Brot in Washington D.C. ergooglet und habe der Firehook Bakery eine Chance gegeben. Und ich wurde nicht enttäuscht. Habe am Montag ein Swiss Farmer Bread und ein richtig ordentliches Baguette erstanden.
Und am Donnerstag war ich noch mal da und es gab German Landbrot. Für unter 5 Dollar. Das ist ziemlich unschlagbar. Ich hoffe, die backen weiterhin diese Brote, auch wenn ich vermutlich der einzige Kunde bin, der die will :D.

Das Highlight der Woche war aber heute, am Samstag. Denn grade ist meine Ikea-Bestellung angekommeeeeen! Gleich hab ich ein Bett! Ohne Matratze.. die hab ich in der falschen Größe bestellt. Habe eine in Twin bestellt und brauche aber eine in Full. Hä? Ja, genau.. Naja, ich fahr demnächst mal mit Caroline zu Ikea und hol da die richtige. Aber ein guter Anfang ist schon mal gemacht mit Bettgestell, Kommode, Regal, kleinen Tischchen, usw. Es wird, es wird. Nachher kommt noch Adele vorbei und hilft mir aufbauen. Adele ist aus England und macht an der Gallery ein Conservtion Internship - wird also nur ein knappes Jahr hier sein. Immerhin.. fürs erste habe ich europäische Unterstützung. So. Ich bau jetzt schon mal Tische zusammen.
Bilder in Bälde..!